Teil 2 – Bankdrücken: Die unfunktionellste funktionelle Übung der Welt
Wir müssen kurz ehrlich sein:
Rein funktionell betrachtet ist Bankdrücken kompletter Blödsinn.
Du liegst flach auf einer Bank, bewegst eine schwere Last genau über den verwundbarsten Bereichen deines Körpers – Hals, Brustkorb, Luftröhre – und nennst das „Training für den Alltag“.
Wann im echten Leben passiert das?
Richtig: Nie.
Und genau deshalb liebe ich diese Übung.
Warum Bankdrücken trotzdem extrem wichtig ist
Der Wert der Übung liegt nicht in der Allaltsbewegung selbst – sondern in den Fähigkeiten, die du damit aufbaust:
1. Maximale Druckkraft
Bankdrücken schult deine Fähigkeit, Kraft nach vorne aufzubauen.
Das brauchst du ständig: Türen öffnen, schwere Gegenstände vom Körper wegdrücken, im Sport, im Alltag, beim Arbeiten.
2. Ein starkes „vorderes Kraftschild“
Brust, Schultern, Trizeps – das ist deine Schutz- und Haltemuskulatur vorne.
Wenn die schwach ist, leidet:
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Haltung
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Schulterstabilität
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Nacken
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oberer Rücken
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und langfristig deine gesamte Körperstatik
Ein starker Brustkorb bedeutet nicht „Bodybuilder-Optik“, sondern Belastbarkeit.
3. Stabilität unter Druck
Bankdrücken zwingt dich, Spannung aufzubauen – im Rücken, Bauch, Gesäß.
Du lernst, unter Last, unter Stress und in einer unnatürlichen Position sicher zu bleiben.
Das ist eine Qualität, die du überall brauchst.
4. Mentale Präsenz
Du hast Gewicht über deinem Hals.
Da kannst du nicht abschalten.
Bankdrücken schult Fokus wie wenige andere Übungen.
Ein perfektes Praxisbeispiel: American Football
Vom Sport her kenne ich das aus erster Hand – die drei Söhne meiner Lebensgefährtin spielen alle Football.
Einer von ihnen war sogar in der Offensive Line, und dort ist das Bankdrücken eine der absolut wichtigsten Übungen überhaupt.
Warum?
Weil genau das sein Job am Feld war:
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Gegner wegdrücken
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Blocken
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Körperkontakt aufnehmen und dagegenhalten
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Explosivkraft nach vorne entwickeln
Im Football – besonders in der O-Line – entscheidet rohe Druckkraft darüber, ob du deinem Quarterback eine Sekunde mehr Zeit verschaffst oder überrannt wirst.
Und genau diese Fähigkeit trainierst du im Gym beim Bankdrücken:
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starke Brust
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starker Trizeps
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stabile Schultern
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massive vordere Kette
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explosiver Kraftaufbau nach vorne
Bankdrücken ist keine 1:1 Footballbewegung – aber es baut die körperliche Grundlage, die man für diese Position unbedingt braucht.
Ohne diese Druckkraft bist du in der O-Line schlicht chancenlos.
Technik – kurz, klar, auf Deutsch
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Fester Griff an der Hantel – als würdest du sie biegen wollen.
Dieser „Bending Grip“ baut sofort Spannung im ganzen Oberkörper auf: Lat, Rücken, Schultern, Brust.
Die Schulterblätter ziehen automatisch stärker zusammen – dein Rücken wird zum Fundament. -
Füße fest in den Boden – stabiler Dreipunktkontakt.
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Schulterblätter zusammen und nach unten – dein Rücken ist das Basislager.
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Leichte Hohlkreuzspannung (nicht übertreiben, aber stabil).
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Griff etwas breiter als Schulterbreite – je nach Anatomie.
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Stange kontrolliert bis Brustmitte senken.
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Explosiv hoch, kontrolliert runter.
Wer diese Punkte beherrscht, drückt sicher und kraftvoll.
Häufige Fehler
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Schultern nach vorne gedrückt → Schulterimpingement
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Handgelenke knicken nach hinten
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Ablage zu weit hinten → Nackenstress
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Durchhängender Rücken → Instabilität & Kraftverlust
Der echte Alltagstransfer
Das Bankdrücken macht dich nicht besser im Liegen-Langhantel-Schieben.
Sondern in:
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Kinder hochheben
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Kisten verstauen
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Arbeiten vor oder über Kopf stabilisieren
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Schultergesundheit
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Sturzprävention
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Haltungsverbesserung
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Sportarten wie Tennis, Golf, Fußball, Kampfsport
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jeder Art von Push-Bewegung
Ein starker Brustkorb ist eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für ein belastbares, aktives Leben.
Fazit
Bankdrücken ist paradox:
Die Übung selbst ist völlig unlogisch – aber die Effekte sind extrem lebenspraktisch.
Sie gibt dir:
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mehr Kraft
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mehr Haltung
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bessere Schulterstabilität
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ein starkes vorderes Kraftschild
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mentale Präsenz
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und insgesamt deutlich mehr Belastbarkeit im Alltag
Genau deshalb gehört sie – trotz ihrer „Unfunktionalität“ – zu den funktionellsten Übungen, die wir im Training haben.
Wenn du also Bankdrücken bisher als „Brustübung“ gesehen hast, dann hoffe ich, dass dir dieser Artikel gezeigt hat, wie viel mehr wirklich dahintersteckt.
Stärke ist kein Luxus – sie ist die Basis für ein aktives, belastbares und selbstbestimmtes Leben.
Und das ist genau das, worum es in dieser Blogserie geht:
Training mit Verstand, Struktur und Haltung.
Schritt für Schritt. Woche für Woche.
Wenn du keine der nächsten Folgen verpassen willst – oder wenn du spürst, dass du selbst wieder Struktur, Kraft und Klarheit in deinem Training brauchst –
dann bleib dran oder melde dich bei mir.
Die Reise hört hier nicht auf.
Sie fängt gerade erst an.
Franz
Fullmotion – Training mit Verstand, Struktur und Haltung.
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